Du suchst einen ND Filter? Ich zeige dir, welche Stärken du brauchst, welche Filter wirklich farbneutral sind und wie du die Filter verwendest.
Nachfolgend gibt es einen ausführlichen Artikel über ND Filter. Wenn du nicht alles lesen willst, dann hier vorab ein Schnellüberblick mit meinen Empfehlungen:
Ich empfehle ausdrücklich mehrere verschiedene ND Filter zu kombinieren. Nur so kannst du die gewünschte Belichtungszeit auch bei unterschiedlichen Lichtsituationen erreichen. Mehr dazu findest du weiter unten.
Inhaltsverzeichnis
- Kleines Budget – Hoya
- Mittleres Budget – Hitech
- Großes Budget – Lee
- Gibt es ein ND Filter Set?
- Über mich und mein Hintergrundwissen
- Was ist ein ND Filter?
- Wozu brauche ichND Filter?
- Welche Stärken und Bezeichnungen gibt es? – Die ND Filter Tabelle
- Worauf du vor dem Kauf achten solltest – Kriterien
- Was ist der Unterschied zwischen Schraubfiltern und Steckfiltern? (Filterhalter)
- Meine Erfahrungen mit Farbechtheit
- Tipp: Hitech IRND
- E-Book „14 Tipps für maximale Bildqualität in der Landschafts- und Architekturfotografie“
- Brauche ich ein Stativ, wenn ich diese Filter nutzen will?
- Welche Filtergröße brauche ich?
- Videokurs Bildbearbeitung für Landschaftsfotografie mit Adobe Photoshop
- Lohnt sich ein Variabler ND Filter (Vario ND)?
- Kann ich Langzeitbelichtungen ohne ND Filter machen?
- Brauche ich für meine Canon, Nikon oder Sony Kamera jeweils einen bestimmten ND Filter?
- Spielt es eine Rolle, ob ich den ND Filter an einer Spiegelreflexkamera oder an einer Systemkamera nutze?
- Sollten die Filter aus Kunststoff oder aus Glas sein?
- Wie viel Licht schluckt ein ND Filter? (Verschlusszeit)
- Kann ich mehrere ND Filter kombinieren?
- Diese Filter nutze ich selbst für meine Fotografie (ND 64, ND 1000, ND 8, ND 400)
- Beispielbilder
- Weiteres Zubehör für Langzeitbelichtungen
- Anwendung – Fotografieren mit ND Filtern mit meiner QuickTest Methode
- Tipp: Sucher abdecken bei der Belichtung
- Belichtungszeit mit einer Testbelichtung kalkulieren – der Kern der QuickTest Methode
- ND Filter Rechner – Belichtungszeiten direkt Vorort berechnen
- Tipp für Langzeitbelichtungen bei Sonnenuntergang oder Sonnenaufgang
- Wie kann ich den Farbstich in der Nachbearbeitung korrigieren?
- Videokurs Architekturfotografie: Langzeitbelichtungen in Schwarz-Weiß
- Quellen
Empfehlungen für den Kauf – Mein ND Filter Test & Vergleich (Graufilter Test)
Die nachfolgenden Empfehlungen sind wie ein kleiner Vergleich von mir. Ich habe noch nicht alle auf dem Markt befindlichen ND Filter testen können, aber zumindest viele.
Kleines Budget – Hoya
ND Filter von Hoyabieten ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und sind darüber hinaus relativ farbneutral. Beim Kauf solltest du darauf achten, die vergütete HMC-Variantezu nehmen.B+W stellt ebenfalls Filterher, die aber etwas mehr Kosten als die Hoyas. Bitte beachte, dass dieB+WFilter in bestimmten Aufnahmesituationen einen Rotstich haben können und damit eher für Schwarz-Weiß Fotografie geeignet sind.
Wie unten erwähnt nutze ich Hoya ND8,Hoya ND400,B+W 106und den B+W 110. Ich bin mit dieser Filterkombination sehr zufrieden und kann damit praktisch jede Belichtungszeit zwischen 5 Sekunden und 5 Stunden erreichen.
Kürzlich habe ich die , die ebenfalls ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis aufweisen.
Mittleres Budget – Hitech
Hitech Firecrest ND Filter sind laut den Amazon Rezensionen relativ farbneutral und werden von verschiedenen Fotografen daher sehr geschätzt.
Großes Budget – Lee
Lee Filter und besonders der Big Stoppersind bei den professionellen Landschaftsfotografen ebenfalls sehr beliebt. Die Farbverschiebungen sind hier recht gering.
Hoya
Kleines Budget
Einsteiger
Nur minimaler Farbstich
Gibt es ein ND Filter Set?
Ja, auf Amazon gibt es verschiedene ND Filter Sets, allerdings würde ich dir stattdessen empfehlen, einfach einenHoya ND8und einenHoya ND400zu kaufen. Damit kannst du sehr viel machen und bleibst auch preislich einigermaßen im Rahmen.
Update 05.02.17: Es gibt mittlerweile ein Set vom Hersteller Haida. Von diesem Set habe ich nun schon von mehreren Kollegen aus der LandschaftsfotografieGutes gehört. Auch die Amazon Rezensionen sehen gut aus.
Über mich und mein Hintergrundwissen
Ich fotografiere seit 2005 vor allem Landschaften und Architektur. Seit 2006 benutze ich ND Filter. Ich habe in dieser Zeit schon viele verschiedene Hersteller und Filter ausprobiert. In diesem Beitrag steckt also nicht nur Theorie, sondern viel Praxiswissen aus mehr als 15 Jahren Fotografie. Meine Bilder zeige ich nicht nur im Internet, sondern auch in Ausstellungen. Ich habe den Artikel mit vielen Langzeitbelichtungen aufgelockert, die alle in den vergangenen Jahren mit ND Filtern entstanden sind.
Was ist ein ND Filter?
Ein ND Filter ist ein Filter, mit dem man in der Fotografie einen Teil des einfallenden Lichtes blockieren kann. ND Filter werden auchNeutraldichtefilter, Neutral Density Filter oder Graufilter genannt. Sie kommen in erster Linie in der Landschafts- und Architekturfotografie zum Einsatz, um damit bei Tageslicht Langzeitbelichtungen aufzunehmen.
Blue Calmness
Wozu brauche ichND Filter?
ND Filter dienen dazu, die Belichtungszeit zu verlängern. Warum kann es sinnvoll sein, die Belichtungszeit zu verlängern?
Szenen, die sehr komplex sind und viele Details beinhalten, können mit einer längeren Belichtungszeit vereinfacht werden. In der Landschaftsfotografie kommen Graufilter beispielsweise dann zum Einsatz, wenn man Details im Wasser verschwimmen lassen will. Das kann sowohl bei Seen, als auch bei Flüssen und am Meer spannend aussehen. Auch um die Bewegungvon Wolken aufzunehmen, können ND Filter eingesetzt werden. Mit diesen Filtern lassen sich also Langzeitbelichtungen bei Tageslichtverhältnissen machen.
Für diese beiden Anwendungsfälle entsteht damit ein Bild, was das menschliche Auge so in der Realität nicht sehen kann. Man entfernt sich damit also von der ursprünglichen dokumentarischen Fotografie und schafft einen surrealen Effekt. Die Vereinfachung dieser Szenen funktioniert natürlich primär dann, wenn sich Elemente im Bild befinden, die sich während der Belichtungszeit weiterbewegen. Auf diesem Bild sind das die Wolken und das Wasser.
Langzeitbelichtung bei Wolken
Ein ND Filter kann aber zum Beispiel auch dann eingesetzt werden, wenn man mit offener Blende(z.B. 1.4) ein Portrait bei starkem Licht fotografieren möchte. Mit einem leichten ND Filter (ND8, 3 Blenden Abdunklung) kannst du hier trotz Mittagssonne mit Blende 1.4 fotografieren, ohne dass das Bild überbelichtet wird. Für diesen Zweck reicht in der Regel ein Filter mit leichter Stärke wie der ND8 aus. Manche Kameras, wie die Fujifilm X100F, haben einen solchen Filter auch schon eingebaut, der sich per Knopfdruck zuschalten lässt.
Schraubfilter ND8 und ND400 von Hoya
Welche Stärken und Bezeichnungen gibt es? – Die ND Filter Tabelle
Die Filter sind in unterschiedlichen Stärken erhältlich.Die Filterhersteller haben dabei verschiedene Bezeichnungen für den Abdunklungsgrad. Zum einen wird in Blendenstufen gerechnet, zum anderen um wie viel sich die Belichtungszeit verlängert(Verlängerungsfaktor). In dieser ND Filter Tabelle siehst du, was die unterschiedlichen Angaben herstellerübergreifend bedeuten.
Dichte | Blendenstufen | Faktor Belichtungsverlängerung |
---|---|---|
ND 0.3 | 1 Blende | ND2 |
ND 0.6 | 2 Blenden | ND4 |
ND 0.9 | 3 Blenden | ND8 |
ND 1.8 | 6 Blenden | ND64 |
ND 3.0 | 10 Blenden | ND1000 |
Mit einem ND 0.3 Filter verlängert sich also die Belichtung um den Faktor zwei. Sie verdoppelt sich also praktisch. Mit einem ND 0.6 dunkelst du das Bild um 2 Blenden ab, musst also viermal so lange belichten. Eine Blende mehr verdoppelt immer die Belichtungszeit.
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ND Filter NDX8 von Hoya
Im folgenden Video ist die unterschiedliche Stärke und der Effekt gut zu sehen:
Worauf du vor dem Kauf achten solltest – Kriterien
Was ist der Unterschied zwischen Schraubfiltern und Steckfiltern? (Filterhalter)
Graufiltersind als Schraub- oder Steckfilter erhältlich. Steckfiltersysteme wie z.B. Cokin oder Lee haben oft das Problem, dass am Filtereinschub oder am Filterhalter durch Schlitze Licht eindringen kann. Da man länger belichtet, sind diese dann als Lichtflecke oder kontrastarme Stellen im Bild sichtbar.
Ich würde daher Schraubfilter vorziehen. Das Filterglas von Schraubfiltern ist zudem kratzfester als der Kunststoff der meisten Steckfiltersysteme. Allerdings gibt es mittlerweile auch Steckfilter aus Filterglas.
Steckfilter nutze ich in erster Linie bei Grauverlaufsfiltern, da ich diese je nach Platzierung des Horizontes variabel verschieben kann. Für diese Verlaufsfilter ist ein Schraubfilter also nicht empfehlenswert.
Rua Reidh Sonnenuntergang
Meine Erfahrungen mit Farbechtheit
Bei den ND Filtern besteht das gleiche Problem der Infrarotstrahlung wie bei den Grauverlaufsfiltern. Neben dem sichtbaren Licht lassen die meisten Filter auch Licht in den Infrarot-Wellenlängen durch. Diese Kombination erzeugt dann bei längeren Belichtungszeiten einen Farbstich.
Dieser Farbstich lässt sich zum Teil in der Nachbearbeitung korrigieren, besonders bei stärkeren ND Filtern (zum Beispiel dem B+W ND1000) leidet hier jedoch die Bildqualität. Wie genau du den Farbstich in der Nachbearbeitung entfernen kannst, zeige ich dir weiter unten.
Tipp: Hitech IRND
Hitech hat kürzlich den IRNDauf den Markt gebracht, der sowohl das sichtbare, als auch das infrarote Licht blocken soll. Damit sollten sehr wenig Farbverschiebungen auftreten. Ich habe den Filter selbst noch nicht genutzt, aber dieRezensionen der Amazon Kunden sehen vielversprechend aus.
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Brauche ich ein Stativ, wenn ich diese Filter nutzen will?
Ja. Außer du nutzt den Filter, wie oben beschrieben, um auch bei Blende 1.4 und Mittagssonne ein Portrait fotografieren zu können. In der Regel werden ND Filter ja eingesetzt, um längere Belichtungszeiten zu erreichen. Dabei gilt die Faustregel: Maximal 1/Brennweite kannst du noch aus der Hand halten. Beim Einsatz von Graufiltern für Langzeitbelichtungen sprechen wir ja meist von Zeiten zwischen einer und dreißig Sekunden. Dafür brauchst du definitiv ein Fotostativ, da das Bild sonst verwackelt wird. Meine Empfehlung: Das Manfrotto Befree.
Welche Filtergröße brauche ich?
Dafür musst du wissen, an welchem Objektiv du die Filter verwenden möchtest. Schau auf das Objektiv, denn dort ist vermerkt, welchen Filterdurchmesser in Millimetern du benötigst. Ich fotografiere meist mit einem Weitwinkelobjektiv, welches einen Filterdurchmesser von 77 mm hat. Sofern du planst, dich intensiver mit Langzeitbelichtungen zu beschäftigen, würde ich dir ohnehin raten, 77 mm oder je nach Objektiv gleich einen 82 mm Filter zu kaufen, und diese per Step-Up Ring auf das jeweilige Objektiv zu schrauben.
Warum? Weil du dir sonst erst für dein 18-55 mm einen Graufilter mit 58 mm Durchmesser kaufst, um dann bei deinem späteren Weitwinkelobjektiv oder einem lichtstärkeren Standardzoom feststellst, dass du nochmal in die Tasche greifen musst, weil du dafür einen anderen Filterdurchmesser brauchst. Wenn du gleich von Beginn an 77 oder eben 82 mm nimmst, dann entgehst du diesem Problem.
Sonnenuntergangslicht am Ponta de São Lourenço
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Lohnt sich ein Variabler ND Filter (Vario ND)?
Den einzigen Vario ND Filter, den ich empfehlen würde, ist der Vari-ND von Singh-Ray. Alle anderen Fotografen, mit denen ich bisher gesprochen habe, die sich einen Vario ND Filter einer anderen Marke gekauft haben, waren damit nicht zufrieden. Vielfach gab es starke Farbverschiebungen, oft waren die Ergebnisse schlichtweg unscharf. Diesen Vorteil lässt sich Singh-Ray natürlich gut bezahlen.
Entstehung einer Langzeitbelichtung am Cap Formentor, Mallorca
Kann ich Langzeitbelichtungen ohne ND Filter machen?
Natürlich ist das möglich, du kannst einfach während der späten blauen Stunde oder eben Nachts fotografieren. Tagsüber ist es sonst zu hell, um ohne Filter auf längere Belichtungszeiten zu kommen. Hier kommt der Vorteil von Graufiltern her: Du kannst eben nicht nur zu diesen Tageszeiten Langzeitbelichtungen machen, sondern auch tagsüber.
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Brauche ich für meine Canon, Nikon oder Sony Kamera jeweils einen bestimmten ND Filter?
Nein, es spielt keine Rolle, welchen Kamerahersteller du nutzt. Du kannst alle erhältlichen ND Filter an allen Kameras nutzen, solange der Filterdurchmesser passt. Es ist also egal, ob du eine Kamera von Canon, Nikon, Sony, Fujifilm, Olympus, Panasonic, Pentax oder Leica nutzt.
Madeira 08
Spielt es eine Rolle, ob ich den ND Filter an einer Spiegelreflexkamera oder an einer Systemkamera nutze?
ND Filter kannst du unabhängig von der eingesetzten Kamera einsetzen. Es kommt lediglich auf den Filterdurchmesser des Objektives an, an welchem du den Filter nutzen möchtest. Die Filter funktionieren also beispielsweise an Systemkameras, Spiegelreflexkameras und Bridgekameras.
Sollten die Filter aus Kunststoff oder aus Glas sein?
Ich benutze aktuell Filter aus Kunststoff. Glas hat natürlich den Vorteil, dass es nicht so leicht zerkratzt. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit auch höher, dass es mal bricht. Die ND-Filter aus Kunststoff sollte mal alle paar Jahre mal ersetzen, weil mit der Zeit leichte Kratzer auf der Oberfläche entstehen, egal wie vorsichtig man bei den Aufnahmen damit umgeht.
Madeira 04
Wie viel Licht schluckt ein ND Filter? (Verschlusszeit)
Um wie viele Blenden sich die Belichtungszeit (Verschlusszeit) verlängert, ist von der jeweiligen Stärke des Filters abhängig. Mit einem ND Filter, der 3 Blenden weniger Licht in die Kamera lässt, musst du also acht mal so lange belichten.
Kann ich mehrere ND Filter kombinieren?
Ja, das ist problemlos möglich. Wenn du mehrere Graufilter kombinierst, dann multipliziert sich die Stärke der Abdunklung. Wenn du also einen ND 8 und einen ND 1000 Filter gleichzeitig auf deine Kamera schraubst, erhältst du die 8000-fache Belichtungszeit. Der ND 8 Filter dunkelt 3 Blenden ab, der ND 1000 dunkelt 10 Blenden ab. Insgesamt musst du also 13 Blenden mehr belichten, was der 8000-fachen Belichtungszeit entspricht.
Diese Filter nutze ich selbst für meine Fotografie (ND 64, ND 1000, ND 8, ND 400)
Wenn du Belichtungszeiten zwischen 10 Sekunden und 2 Minuten haben willst, dann empfehle ich dir einen Hoya ND8 und einen Hoya ND400. Wieso zwei Filter? Du kannst nur einen der Filter benutzen oder beide kombinieren. Im Zusammenspiel mit der Blende kannst du damit sehr variabel deine Belichtungszeit dosieren, je nachdem, welchen Effekt du auf deinem Foto haben willst.
Diese Filter haben zusammen einen geringen Blaustich, der sich jedoch bei Nachbearbeitung korrigieren lässt. Daher ist diese Kombination für Farbfotografie geeignet.
Wenn du eher Belichtungszeiten zwischen 2 und 10 Minuten anpeilst und auf Schwarz-Weiß aus bist, dann empfehle ich dir den B+W 106 und den B+W 110. Auch hier kannst du im Zusammenspiel mit der Blende sehr variabel die Belichtungszeit beeinflussen.
Die B+W Filter haben in Kombinationen einen ausgeprägten Rotstich, der sich nur schwer per Nachbearbeitung entfernen lässt. Daher benutze ich sie nur für Schwarz-Weiß Fotografie.
verschiedene ND Filter
Ich habe diese vier Filter fast immer in meinem Fotorucksackdabei. So kann ich für Langzeitbelichtungen je nach Wolkenart, Wolkengeschwindigkeit, Wellengang und Lichtverhältnissen fast jede gewünschte Belichtungszeit realisieren.
Beispielbilder
- Portugal 1
- Thale 05
- Portugal 4
- Highlands
- Portugal 2
- Mallorca 10
- Silver Bath
- Serenity
- Buachaille Etive Mor 2
Wenn du mehr Bilder sehen willst, dann kannst du einen Blick in meine Landschaftsfotos werfen. Alternativ kannst du in die Serie „Dark Monuments“ schauen. Hier sind praktisch alle Bilder mit Graufiltern entstanden.
Weiteres Zubehör für Langzeitbelichtungen
Welches Zubehör benutze ich noch für Langzeitbelichtungen? Ein stabiles Stativ, eine Wasserwaage und ein Fernauslöser sind bei mir immer im Einsatz. Ich benutze das Manfrotto Befree, eine Hama Wasserwaage und einen Kabelfernauslöser.
Anwendung – Fotografieren mit ND Filtern mit meiner QuickTest Methode
Ich gehe folgendermaßen vor: Ich nehme mir als Erstes genug Zeit, um mein Motiv auszusuchen. Bei Langzeitbelichtungen kann ich für eine einzelne Belichtung durchaus 20 Minuten zubringen, daher sollte man sein Motiv gut auswählen. Wenn du dann dein Motiv gefunden hast, heißt es dasStativ in der richtigen Position aufbauen, Kamera drauf klemmen und die Bildkomposition machen.
Zum jetzigen Zeitpunkt befindet sich der ND Filter noch nicht am Objektiv. Wenn der nämlich aufgeschraubt ist, dann siehst du weder durch den Sucher noch über den Live View etwas. Demnach ist es sinnvoll, vorher dieBildkompositionzu machen und zu fokussieren. Ich nutze zum Fokussieren vom Stativ fast immerLive View und den Kontrast-AF. Damit habe ich die besten Erfahrungen gemacht.
Nun stelle ich mein Objektiv von AF auf MF um, damit die Kamera nicht nach dem Aufschrauben des Filter versucht, wieder zu fokussieren (und durch den Filter der AF nicht trifft). Auch den Bildstabilisator deaktiviere ich direkt am Objektiv. Es kann sonst passieren, dass der Bildstabilisator während der Belichtung anfängt zu arbeiten und dir damit ein unscharfes Foto beschert. Nun schraube ich den oder die ND Filter auf.
Teneriffa 11
Tipp: Sucher abdecken bei der Belichtung
Während einer Langzeitbelichtung kann auch durch den Sucher Licht in die Kamera einfallen. Bei normaler Belichtungszeit spielt das keine Rolle. Wenn man jedoch beispielsweise 5 Minuten belichtet, dann ist jeder Lichteinfall in die Kamera auf dem Foto sichtbar. Das kann sich dann als Lichtfleck im Bild äußern.
Daher empfehle ich, den Sucher während einer Langzeitbelichtung abzudecken. Fast alle DSLR-Kamerahersteller liefern eine Abdeckung mit. Bei Canon befindet sich diese in Form eines schwarzen Gummis am Kameragurt. Andere Kameras haben neben dem Sucher einen kleinen Schalter, mit dem sich der Sucher verschließen lässt.
Belichtungszeit mit einer Testbelichtung kalkulieren – der Kern der QuickTest Methode
Dann mache ich eine erste Testbelichtung mit beispielsweise ISO 1600, Blende 8 und 10 Sekunden. Nach dieser ersten Testbelichtung schaue ich mir das Histogramm an. Ich möchte das Histogramm so weit wie möglich nach rechts geschoben haben, ohne dass mir die Lichter ausbrennen. Diese Technik nennt sich expose to the right. Wenn nun noch Platz im Histogramm nach rechts hin ist, verändere ich die Belichtungszeit so, dass ich rechts gerade so an die Kante heran reiche.
Histogramm meiner Canon EOS 700D
Dabei ist ein Balken im Hintergrund des Histogramms immer eine Blende (bei Canon). Wenn ich nun beispielsweise die Einstellungen ISO 1600, Blende 8 und 15 Sekunden habe und damit ein richtig belichtetes Foto habe, kann ich anfangen zu rechnen. Jetzt geht es darum, welche Belichtungszeit ich bei ISO 100 benötige. Wieso ISO 100? Weil ich damit die maximale Bildqualität aus meiner Kamera heraushole. Noch mehr Tipps für Bildqualität findest du hier. Aktuell habe ich 15 Sekunden bei ISO 1600.
Pro ganzer ISO-Stufe verdoppelt sich immer die Belichtungszeit:
- ISO 1600 – 15 Sekunden
- ISO 800 – 30 Sekunden
- ISO 400 – 1 Minute
- ISO 200 – 2 Minuten
- ISO 100 – 4 Minuten
Um also in dieser Beispielsituation ein gut belichtetes Bild bei ISO 100 zu bekommen, muss ich 4 Minuten belichten.
Die Belichtung mache ich also nun im manuellen Modus. Bei einigen Kameras muss man den Modus Bulb benutzen, um mehr als 30 Sekunden zu belichten. Ich benutze dafür meinen Fernauslöser und schaue mich während der Belichtung gleich noch nach weiteren Motiven um oder genieße die Landschaft. Am Ende kontrolliere ich natürlich noch einmal das finale Ergebnis, auch um zu sehen, ob das Histogramm stimmt. Fertig ist das Foto.
Elgol bei Sonnenuntergang – Belichtung mit ND 8 und ND 400 Filter
ND Filter Rechner – Belichtungszeiten direkt Vorort berechnen
Oftmals ist es praktisch, direkt beim Fotografieren die passenden Belichtungszeiten zu berechnen. So kannst du dich gut an die jeweilige Lichtsituation anpassen und die entsprechenden Filter wählen.
Als ND Filter Rechner gibt es für Android den ND Filter Calc Pro (DSLR). Auch wenn hier DSLR dran steht, ist die App natürlich genauso für spiegellose Systemkameras zu gebrauchen. Für Apple iOS gibt es als Rechner den Long Exposure Calculator.
Direkt vom Filter Hersteller Schneider-Kreuznach gibt es eine eigene Smartphone App namens B+W ND calc. Diese ist kostenlos für Android und Apple iOS erhältlich.
Tipp für Langzeitbelichtungen bei Sonnenuntergang oder Sonnenaufgang
Während Sonnenuntergang (und natürlich auch bei Sonnenaufgang) ändert sich das Licht sehr schnell. Wenn du beispielsweise kurz vor Sonnenuntergang deine Testbelichtung machst, errechnest du einen Wert für die Belichtungszeit, der der aktuellen Lichtmenge entspricht. Nun wird das Licht relativ schnell weniger, weil die Sonne untergeht. Wenn du nun einfach den errechneten Wert beibehältst, dann wird dein Foto wahrscheinlich unterbelichtet sein.
Als Faustregel hat es sich als brauchbar erwiesen, in einer solchen Lichtsituation ein Drittel der errechneten Zeit noch hinzu zu addieren. Auch hier gilt: Nutze das Histogramm, um danach deine Belichtung zu beurteilen und gegebenenfalls zu korrigieren. Genau anders herum verhält es sich bei Sonnenaufgang.
Wie kann ich den Farbstich in der Nachbearbeitung korrigieren?
Dafür musst dunatürlich die Bilder im RAW-Format aufnehmen. Wenn du nun das Bild in einem RAW-Programm wie zum Beispiel Adobe Camera RAW öffnest, kannst dumittels der Pipette die Stelle für den Weißabgleich wählen.
Pipette für den Weißabgleich
Hier solltest du ein möglichst farbneutrales Objekt wählen, also etwa einen grauen Stein. Nun rechnet das RAW-Programm den getätigten Weißabgleich auf das gesamte Bild um. Der Farbstich sollte nun korrigiert sein.
Es gibt noch eine erweiterte Variante der Farbstich Korrektur. Wenn du deine Graukarte hast, kannst du direkt bei der Aufnahme noch eine zweite Belichtung mit den gleichen Filtern und Einstellungen machen. Die Graukarte solltest du dann natürlich im Bild platzieren. Nun kannst du in der Nachbearbeitung die Pipette für den Weißabgleich auf diese Graukarte setzen. Jetzt schlägt dir dein RAW Programm (Ich nutze Adobe Camera RAW) die Werte für den Weißabgleich vor. Diese Werte überträgst du nun einfach auf die eigentliche Aufnahme.
An dieser Stelle musst du dir noch einmal vor Augen führen, dass sich leider nicht jeder Farbstich in der Nachbearbeitung korrigieren lässt. Insofern lohnt es sich schon beim Kauf, in einen guten Graufilterzu investieren.
Bodetal Mai 2019 – Aufnahme mit einem Hoya ND 400 und Polfilter
Videokurs Architekturfotografie: Langzeitbelichtungen in Schwarz-Weiß
Möchtest du mehr darüber lernen, wie ich Langzeitbelichtungen in Schwarz-Weiß mache? Möchtest du wissen, wie meine Serie „Dark Monuments“ entstanden ist? In meinem Videokurs zeige ich dir wie. Du lernst alle Schritte von der Vorbereitung über Bildkomposition bis hin zur Bildbearbeitung.
Mehr über den Videokurs erfahren
Quellen
- Direct HDR Capture of the Sun and Sky
- Accurate measurement of daylit interior scenes using high dynamic range photography
- Professional portrait studio for amateur digital photography
- Adaptive hybrid mean and median filtering of high-ISO long-exposure sensor noise for digital photography
Wie sind deine Erfahrungen mit Graufiltern? Welche Hersteller hast du bereits ausprobiert? Mit welchen Filtern warst du zufrieden, mit welchen nicht? Schreib mir in den Kommentaren! Wenn du möchtest, kann ich dir außerdem bei jedem neuen Beitrag kurz Bescheid geben, dann verpasst du nichts mehr.